Der Report „Tokio Trip“ besteht aus mehreren Beiträgen:
// Tokio Trip – Funky Megacity
// Tokio Trip – Hooker Bots vs. Transformers
// Tokio Trip – Doumo Arigatou
Recht früh starten wir in den Samstag, mittlerweile macht sich Routine breit auf dem Weg in die City: raus aus der Bude, links über die verlassene Straße zum Bahnhof, kleiner Snack von der Bäckerei auf die Hand und ab in die Röhre.
Harajuku – Yoyogi Park
Wieder mal Harajuku, diesmal aber nicht zum Shoppen sondern für Natur und Kultur. Den Hügel bei der Bahnstation hoch stehen schon die ersten verrückten Manga-Figuren. Bzw. Menschen die spielen, solche Figuren zu sein. Wahrscheinlich gibts auch für diese Art Rollenspiel nen Namen, den kenn ich aber leider nicht. Man kann ja nicht jeden Fetisch kennen 🙂
Der Yoyogi Park besteht aus einem klassichen Park mit großen Grünflächen und Zeug, außerdem gibt es dort den Meiji-Schrein und den „Alten Garten“. Diese beiden Teile stehen heute auf dem Plan.
Meiji-Schrein
Der Schrein befindet sich im Norden des Parks. Da wir im Süden den Park betreten haben müssen wir erst eine laaaange Allee entlanglaufen, bis wir vor dem Tor zum Schrein stehen.
Auf dem Weg dorthin kommt man an einem Gestell mit alten Sake-Fässern vorbei, die kunstvoll verziert sind. Wurden wohl irgendwann mal gespendet von… keine Ahnung. Leider gab es keine Kostprobe von dem Zeug.
Nachdem man den Schrein durch ein weiteres Tor betritt steht man auf einem großen Platz, der umgeben von Gebäuden ist. Obwohl viele Leute da sind ist es einigermaßen „luftig“ und schon fühlt sich alles etwas entspannter an.
Ca. 1920 wurde die Anlage erbaut, schön finde ich die Liebe zu den Details am Bau – zu sehen an der Aufnahme vom Dachstuhl. Hätte man sicher auch einfacher bauen können, aber so siehts einfach besser aus 🙂
In einer Ecke des Schreins kann man Holztäfelchen kaufen, beschriften und an einen Baum hängen. Bringt sicher Glück, Potenz, denn großen Penis, Reichtum und was man sich sonst so alles wünscht in Asien. Wir haben das ausgespart, aber es war nett anzusehen.
Wenn man etwas verstrahlt unterwegs ist kann man auch mal quatsch mit der Kamera machen. Sonnenbrillenspiegelselfies zum Beispiel.
Wir wurden sogar Teil einer Hochzeit. So richtig mit Kimono und Schirmchen und krasser Schminke. Lustige Nummer wie die Hochzeitsgemeinde in Zweierreihe im Gänsemarsch durch den Schrein walzt, kommt leider nicht so gut rüber auf den Fotos.
So, alles gesehen hier – also weiter…
Alter Garten
Die Kaiserin schätze wohl schon diesen Garten. Warum konnte ich sie leider nicht fragen. Er ist zwar recht ruhig und überraschend verwinkelt, aber irgendwie nicht ganz so prunkvoll wie man sich nen Garten vorstellt, den ne Kaiserin gut findet. Lag vielleicht auch einfach an der Jahreszeit dass es noch etwas grau und braun war und wenig bunt.
Schön ist aber der See und ein kleiner Bach samt Quelle die ihn speist. Im Teich gibts lustige Fische, ich nenne sie mal einfach „Karpfen“: Haben sicher nen verrückt klingenden offiziellen zoologischen Namen, nehme Hinweise gerne entgegen.
Wenn man dem Bach folgt kommt man eine die „Kiyomasa“-Quelle. Finden Japaner sicher mystisch, ich bin einfach nur begeistert wie klar und ruhig das Wasser da rauskommt.
So, genug Natur und Ruhe. Es geht wieder in die Zivilisation.
Roppongi Hills
Gestern waren wir ja schon zum Essen hier. Leider musste ich auf Kugelfisch verzichten, weil „Babala“ wie der Schwabe sagt. Heute soll es so weit sein 🙂
Mit der U-Bahn fahren wir nach Roppongi und kämpfen uns an die Oberfläche. Immer noch verrückt wie groß die Stationen zum Teil sind. Oben angekommen werden wir von einer Alien-Spinne erwartet, die dabei ist die Weltherrschaft an sich zu reißen. Tarnt sich allerdings noch als Kunstwert und harrt bewegungslos aus, bis ein passender Moment kommt. Bis dahin ist sie ein Fotomodell.
Man soll ja auf seine Mitmenschen achten, Japan geht da mit guten Vorbild voran. Hier zum Beispiel wird erklärt wie man eine Rolltreppe nutzen soll, damit alles gut geht. Und weil ein Schild im Falle von Fragen wenig weiterhilft stellt man nen Menschen hin. Ich vermute ja es handelt sich um einen Roboter. Oder zumindest um einen Androiden. Alles andere würde keinen Sinn machen…
Und wenn man ein Eis möchte dann gibts dazu auf Wunsch nicht nur Schokostreusel und Kirschsauce, sondern eben auch Gesang. Aber bitte mit Sahne!
Weiter auf dem Weg zum Objekt der Begierde – dem Kugelfisch – kommen wir an diesem einladenden Schaufenster vorbei.
Es ist soweit. Das Restaurant ist erreicht. Es hat offen. Es hat Plätze. Und: es hat Kugelfisch! Leider nicht roh, sondern gekocht in einer Suppe. Aber gut, irgendwas ist ja immer.
Also einmal „Fugu“, bitte. Ich dachte ja, da wird mords der Zinnober drum gemacht. So im Sinne von: Kellner rennt in die Kücher, schreit „OMG, es hat wirklich einer getan!“ Küchenchef bindet sich das Fugu-Stirnband um und setzt ein ernstes Gesicht auf, begleitet von einem lauten Schrei („HAAAA-YAAA“ oder so). Der Fugu-Kühlsafe wird geöffnet. Das Fugu-Messer schneidet das Tier präzise in feine Streifen, nur Nanometer neben den giftigen Blasen vorbei. Der Koch entscheidet mit seiner rechten Hand über Leben oder Tod. Das Gericht wird serviert und die gesamte Belegschaft steht im Kreis um mich herum, staunend ob ich es überlebe oder vielleicht doch noch etwas „dran“ war am Fleisch.
Dabei kam alles anders. Ich bestelle, Kellner notiert, bringt Bier und 15 Minuten später steht ein Teller voll Fugu vor mir. Scheint also lange mehr keiner dran gestorben sein, der Kick ist weg.
Allerdings war die erste Gabel bis zum Mund irgendwie doch ein kleines bisschen Überwindung. Im Nachhinein muss ich sagen: geschmacklich okay. Leider irgendwie zu viele Gräten/Knochen dran. Da die Sauce sehr mächtig war weiß ich nicht wie das Zeug roh schmeckt, aber das heb ich mir einfach für den nächsten Besuch auf.
Fugu? Been there, done that.
Gestärkt gehts weiter nach Shinjuku, dort wird uns ein kleines Highlight erwarten.